Das Ziel beim Sanieren bestehender Deckensysteme in Parkhäusern, ist es in der Regel die Tragfähigkeit zu erhalten oder wiederherzustellen. Und das bestenfalls ohne das gesamte System zu entfernen oder großflächig in die Struktur einzugreifen.
Vor dem Hintergrund, möglichst viel des vorhandenen Materials weiter zu nutzen, unterstützt VW Immobilien als Auftraggeber bei der Sanierung eines Parkhauses in Braunschweig einen neuen Weg mit Carbonbeton – wirtschaftlicher, umweltfreundlicher und nachhaltig.
Gedacht
Das Parkhaus in Braunschweig mit insgesamt sieben Parkebenen muss saniert werden – insbesondere die Geschossdecken. Zahlreiche Korrosionsschäden an der Konstruktion erfordern eine grundlegende Sanierung.
Die Hoesch-Additiv-Decke ist eine Sonderbauweise im Stahlverbundbau zum Herstellen von Geschossdecken, die häufig in Parkhäusern eingebaut werden. Hierbei wird ein Haupttragsystem (aus Stahlträgern und Stützen) installiert, auf welchem dann Trapezprofil-Stahlbleche mit einer Spannweite von ≤ 5,0 m montiert werden. Die Trapezprofil-Stahlbleche bilden Rippen aus, welche als Nebenträger wirken. Anschließend wird das System mit dem Aufbeton fertiggestellt. Die Bleche dienen gleichzeitig als verlorene Schalung für den Beton. Im Vergleich zu massiven Decken wird die Hoesch-Additiv-Decke mit sehr kleinen / sehr optimierten Querschnitte errichtet. Dies wird durch die begrenzte Spannweite in Verbindung mit der Verbundwirkung aus dem Stahlblech und dem Aufbeton erzielt.
In diesem relativ „weichen“ System sind im Laufe der Zeit Risse in der Deckschicht aus Beton entstanden. Durch diese dringen Wasser und Chloride in die Konstruktion ein und führen dazu, dass die Bleche korrodieren.
Geplant
Bisher wurde diese Deckensysteme saniert, indem betroffene Deckenfelder komplett heraus geschnitten werden. Nachfolgend werden die Anschlussbewehrung, die Bleche und die Betonschicht erneuert. Dieser Ansatz ist jedoch aufwendig, teuer und führt zu einem erheblichen Aufkommen an Staub und Schmutz. Das zum Rausschneiden benötigte Kühlwasser muss später mit hohem Aufwand filtriert werden. Zusätzlich fallen große Mengen an Bauschutt an, der entsorgt werden muss.
Die Firma reaku Spezialbau GmbH hat jetzt ein neues Verfahren entwickelt um Hoesch-Additiv-Decken wirtschaftlicher und nachhaltiger zu sanieren. Mithilfe von Carbonbeton werden exakt die Stellen saniert, die von Korrosion betroffen sind. Die Deckschicht aus Beton bleibt erhalten, aufwendiges Heraustrennen ganzer Deckenfelder ist nicht notwendig.
Gebaut
Hierbei werden im ersten Schritt die beschädigten Bleche entfernt und die darunterliegende Betonoberfläche der Rippen für die Carbonbetonarbeiten vorbereitet; anschließend werden an den Rippen Gewebe aus Carbonfasern seitlich und unterseitig eingelegt um Querkraft- und Biegebeanspruchung aufzunehmen. Anschließend wird dann auf diese Gewebe ein spezieller Feinbeton – fast schon ein Mörtel – aufgespritzt. Dieses Carbonbeton übernimmt die Tragfunktion der ursprünglichen Bleche und sorgt für eine stabile Verbindung zwischen den einzelnen Elementen.
Besondere Herausforderungen liegen hierbei in unterschiedlichen Stützweiten innerhalb der Decke: Durch die hohen Spannweiten ist der zusätzliche Einbau von Edelstahlbügel notwendig, um die Querkräfte aufnehmen zu können. Ein weiterer Vorteil dieses Verfahrens ist die Möglichkeit des vereinfachten Korrosionsschutzes. Hierbei erhalten leicht betroffene Bleche und Bleche mit Korrosion im Deckenbereich zwischen den Rippen, wo das Blech keine Tragwirkung besitzt, an den betreffenden Stellen eine Korrosionsschutzbeschichtung.
Dieses innovative Sanierungskonzept der reaku Spezialbau GmbH befindet sich derzeit in der Zulassungsphase. Es wird bisher unter einer vorhabenbezogenen Baugenehmigung eingesetzt. Es ist eine nachhaltige Alternative zum herkömmlichen Abtragen großer Flächen – mit weniger Aufwand und deutlich weniger Umweltbelastung.
Vorteile für den Bauherrn: Reduzierte Lärmimmissionen, Verkürzte Ausführungszeiten und Verringerte Sanierungskosten.
Fazit:
Die Sanierung alter Deckensysteme mittels Carbonbeton ist ein zukunftsweisender Ansatz im Bauen im Bestand. Er verbindet technische Innovation mit wirtschaftlicher Effizienz. Auf dieses Weise trägt es dazu bei, bestehende Infrastruktur länger nutzbar zu machen – ein wichtiger Schritt für nachhaltiges Bauen in Deutschland.
Und wir freuen uns sehr, als Planende das neue Sanierungskonzept einsetzen zu können. Wir sehen ein großes Potenzial darin, Geschossdecken, wie die Hoesch-Additiv Decke, zukünftig deutlich umweltverträglicher sanieren zu können.