Das wirtschaftliche Potential eines Sportboothafens für dessen Umfeld ist erheblich. Rund 80.000 Sportbootführerscheine werden jedes Jahr neu ausgestellt. Karsten Stahlhut, Geschäftsführer des BVWW berichtete aus einer Umfrage seines Verbandes: Laut dieser geben Wassersportler mehr Geld für Urlaubsreisen aus als der Durchschnitt, mehr als die Hälfte der Befragten verfügen über ein Haushaltseinkommen von 5.000 € netto.
Einige Etappenziele bei der Entwicklung der Donau als Wasserstraße für Freizeitsportler sind bereits erreicht. Dr. Steffen Häbich, Bereichsleiter Special Interest beim ADAC berichtete, dass die spezielle Donauschifffahrtspolizeiverordnung in Kürze in die allgemeine Binnenschifffahrts-Ordnung integriert werde. Für Guido Zander, dem Amtsleiter des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) Donau MDK (Main-Donaukanal) ist der Masterplan Freizeitschifffahrt im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr ein Signal in die richtige Richtung, weil mit diesem der Freizeitverkehr stärker in den Fokus rücke.
Erste Gemeinden haben sich bereits auf den Weg gemacht
Rund 120 Kilometer lang ist die Donau zwischen Regensburg und Vilshofen – und verfügt über nahezu keinen Liegeplatz für Sportboote. An der Strecke liegt Niederwinkling, eine kleine Gemeinde in Niederbayern. Der Bürgermeister Ludwig Waas hat die Chance für seine Gemeinde erkannt und so wurde mit dem Donauausbau und dem Hochwasserschutz bereits vor Jahren ein Hafenbecken im Planfeststellungsverfahren festgeschrieben. Laut Waas gehöre der Mensch zum Fluss. Bereits im Planfeststellungsverfahren wurden daher mit den Maßnahmen zum Hochwasserschutz die Lage, der Zugang und die Infrastruktur des potentiellen Sportboothafens festgelegt. Der Damm, auf dem der Donau-Radwanderweg verläuft, wurde im Zuge des Donauausbaus zurückverlegt.
Mit Blick auf die Radler hat Niederwinkling Fördermittel aus dem Geh- und Radwegeprogramm der Bundesregierung beantragt, um für diese eine Service-Station zu errichten. In dem geplanten Gebäude wird es Platz geben für Sanitäranlagen, Ladestationen für E-Bikes. eine kleine Werkstatt und Umkleideräume. Der Standort befindet sich auf dem geplanten Hafengelände – mit einer Förderung wäre der erste Schritt zum Hafen getan.
Häfen öffnen Städte zum Wasser
Das wirtschaftliche Potenzial von Sportboothäfen belegen zwei Erfolgsprojekte, die GRBV Geschäftsführer Dipl.-Ing. Johannes Herbort und Peter Dörnfeld (mediamare consulting) auf der Konferenz vorgestellt haben. In Bad Karlshafen war GRBV maßgeblich an der Planung der Wiederan-bindung des Hafenbeckens an die Weser beteiligt. Mittels transparenter Kommunikation und frühzeitiger Einwerbung von Fördermitteln wurde dort das umstrittene Infrastrukturprojekt innerhalb von zwei Jahren Bauzeit umgesetzt. Der Hafen inmitten der barocken Häuserzeilen gilt mittlerweile als Markenzeichen der Stadt.
Ein Musterbeispiel für den Neubau eines Sportboothafens ist der von Vilshofen an der Donau. Altbürgermeister Hans Gschwendtner hatte den Hafen mit 50 Liegeplätzen gegen große Widerstände durchgesetzt. 2010 ging er in Betrieb. Gschwendtner sprach von Zeitfenstern, die man nutzen müsse. Heute freut sich sein Amtsnachfolger Florian Gams über „ein absolutes Erfolgsmodell“. Auch dort gibt es eine Service-Station für den Donauradweg und ein paar Wohnmobilstellplätze in Kombination mit dem Hafen. Stellplätze wie Hafen sind gut besucht und bringen der Stadt zusätzlichen Umsatz.
Österreich nutzt die wirtschaftlichen Potentiale der Wasserstraße bereits in hohem Maße
Ab der Grenze bei Jochenstein (unterhalb von Passau) zählt der Präsident des BMYV, Klaus Weber mehr als fünf Mal so viele Liegeplätze – 105 pro zehn Kilometer. Auch viele Gasthäuser im Nachbarland hätten einen Steg, wo man einfach einmal anhalten könne.
Donau Konferenz 2024 | Der Donautraum
Motiviert durch Gestaltungswillen und erfolgreiche Beispiele verriet Weber abschließend noch seinen Traum: „Sechs neue Sportboothäfen an der Donau bis 2029!“ Damit man auch wieder von der Nordsee und dem Rhein über Main und Main-Donaukanal zu einer bayerischen Donau und weiter bis zum Schwarzen Meer fahren kann.
„Die Donau hat ein erhebliches wassertouristisches Potential“, stellte Weber fest. Andernorts habe man die Chance der Wasserstraßen schon erkannt. „Viele Teilnehmer sind in einen Denkprozess eingestiegen“, berichtete er von positiven Rückmeldungen und bezeichnete die Donau-Konferenz daher als großen Erfolg.
© Fotos: Stefan Bösl