Was haben Hybridmotoren mit Tragwerksplanung zu tun?
Unser Hoch- und Industriebau Symposium „Nachhaltiges Bauen 2.0“ liegt hinter uns. Wir bedanken uns ganz herzlich bei den mehr als 100 interessierten Besucherinnen und Besuchern, unseren Referentinnen und Referenten und vor allen Dingen dem gesamten Organisationsteam, das Großartiges geleistet hat. Dieser Dank bezieht auch die herzlichen und begeisterten Rückmeldungen im Anschluss an den Tag an der Spree mit ein.
Komplexe Anforderungen einfach zu lösen, das benötigt detalliertes Planen und grosse Offenheit allen und Allem gegenüber
Einen Tag lang haben wir in Berlin auf die Herausforderungen und Lösungsansätze beim Bauen im Bestand geschaut.
Wie können wir vorhandene Gebäude ressourcenschonend, wirtschaftlich sinnvoll und zugleich zukunftsweisend weiterentwickeln und umnutzen? Welche Lösungen tragen dazu bei, das große Potenzial unserer Bestandsbauten freizulegen – sei es im städtischen, im industriellen oder im infrastrukturellen Kontext?
Unsere Referentinnen und Referenten lieferten Antworten in Form von Projekten. Diese zeigen, wie vielfältig und praxisnah nachhaltige Transformation gedacht werden kann. Revitalisierungen historischer Industrieareale, denkmalgeschützte Gebäude weiterentwickeln, neue Materialien und statische Konzepten – sie alle machen die Bestandsumnutzung erst möglich.
Den Einstieg in die grundlegenden Herausforderungen beim Bauen im Bestand lieferten Stefanie Keck und Daniel Fleischmann der Ed. Züblin AG. Mit der Qualität von Bestandsunterlagen (oder vielmehr deren Fehlen), Auflagen des Denkmalschutzes und konstruktiv notwendigen Eingriffen in die Tragstruktur haben sie die wichtigsten umrissen. Ein präzises digitales Modell hat beim Beplanen der ehemaligen Industriefläche am Behrens-Ufer in Berlin rund um den Peter-Behrens-Bau eine solide Ausgangsbasis geschaffen.
Silke Beckmann und Daniel Festag vom Architekturbüro HENN berichteten über die Berliner Feuerwehr- und Rettungsakademie (BFRA). Ein neues Schulungsgebäude ergänzt die denkmalgeschützten Hangars des ehemaligen Flughafens Tegel. Bestand und Neubau verbinden sich hier zu einem modernen Ausbildungszentrum, das auch auf zukünftige Anforderungen reagieren kann.
Wie planen wir, wenn Unterlagen fehlen?
GRBV hatte die beiden Bestandbauten bereits weit im Voraus hinsichtlich Tragfähigkeit und Nutzungspotentialen untersucht. Bestandsunterlagen waren nur rudimentär vorhanden. So haben wir den Ist-Zustand erfasst, Tragreserven geprüft und die erforderlichen Nachweise nach aktuellen Anforderungen geführt. Unklare Daten wurden in verlässliche Geometrie übersetzt, in Materialkennwerte und Lastannahmen. Auf diese Weise existierte von Beginn der ersten Planungen an eine sichere Datenbasis.
Der Beitrag von Michael Wiechert aus unserem Hause führte uns zurück zum Kern jeder baulichen Transformation: der Tragwerksplanung. Denn ohne eine fundierte Analyse und Bewertung der Tragstrukturen lässt sich kein Bestandsgebäude nachhaltig entwickeln.
Er hat deutlich gemacht, wie wichtig es ist, gerade in der frühzeitigen Bestandsaufnahme genauer hinzuschauen, denn ohne ein fundiertes Verständnis der vorhandenen Strukturen bleibt nachhaltige Planung reine Theorie. Eine gezielte frühzeitige Steuerung der Lasten kann hierbei Aufwand, Zeit und Budget sparen. Sein Appell: Jedes Bestandbauvorhaben ist ein Unikat und sollte auch so behandelt werden.
Undenkbares denken – wir brauchen Menschen, die etwas wagen
Direkt nach der Mittagspause wurde ein Vortrag gehalten, der weniger vom Bauen, sondern vielmehr von Haltung berichtete.
Den Mut zu haben, das Undenkbar zu denken, diesen Impuls hat Daniel Pflieger in die Veranstaltung getragen. Dieser hat u.a. ein sehr innovatives, breit denkendes Konzept für den „Telemoritz“ – den alten Fernsehturm – in Hannover entwickelt. Wie bekomme ich Sponsoren an Bord, wie kann ich Projekte über den eigenen Horizont hinaus denken? Vielen Dank für die wunderbare Inspiration.
Herr Dr. Philipp Stichnoth von Hochtief stellte das PPP-Modell (Public-Private-Partnership) als einen möglich Baustein vor, um den Investitions- und Sanierungsstau der öffentlichen Hand zumindest nicht größer werden zu lassen. Er berichtete darüber, wie man die potentiellen Stolpersteine bei PPP-Sanierungs-Projekten bestmöglich umschifft: Eine präzise Definition des Sanierungsziels, praktikable Lösungsansätze und ein grundsätzlich gemeinsames Vertragsverständnis führen in der Regel zu einem erfolgreichen Projektverlauf.
Gelungenes Branchentreffen: Netzwerken, Austausch und Inspiration
Herr Dr. Dettmann von der Volkswagen AG hat über Lösungsansätze und Stolpersteine bei der Revitalisierung des Konstruktionshochhauses in Europas größtem Automobilwerk berichtet. Das 1971 errichtete Gebäude beherbergt modernste Fahrzeugentwicklung, Büro- und Präsentationsflächen. Am Beispiel des Brandschutzes erläuterte er, welche Herausforderungen, die mit Recht gewachsenen Ansprüche an Sicherheit und Komfort beim Planen im Blick behalten werden müssen. Welche komplexen Abhängigkeiten entstehen, wenn man Bestand sanieren und gleichzeitig den Betrieb aufrechterhalten muss.
Die Impulse aus dem Vortrag unserer Kollegin Alessa Lamping zur nachhaltigen Instandsetzung von Hoesch-Additiv-Decken in Parkhäusern mithilfe von Carbonbeton nimmt dieser mit in seine zukünftigen Planungen. Austausch und gegenseitige Inspiration – dieses Ziel des Symposiums wurde offenbar erreicht in Berlin
Hoch- und Industriebausymposium 2025 | Sie möchten noch einmal etwas nachlesen?
Herzlichen Dank an alle Referentinnen und Referenten für ihre Bereitschaft das Wissen und ihre Erfahrung weiterzugeben. Einige von ihnen haben sich freundlicherweise bereit erklärt, ihr Wissen auch mit Interessierten zu teilen, die leider nicht live vor Ort dabei sein konnten. Mit einem Klick kommen Sie hier zu den Präsentationen und Vorträgen.
Wir freuen uns schon darauf, die eine oder den anderen der Besucherinnen und Besucher bei einer anderen Gelegenheit wiederzusehen oder auch bei uns erneut begrüßen zu können. Hoffentlich spätestens 2027, zum Hoch- und Industriebausymposium in Hannover.
Schneller ginge es am 19. / 20. November 2025 in Berlin beim 4. Klimafestival unter der Überschrift „Gemeinsam verändern wir die Bauwirtschaft. Nachhaltig.“ Wir laden Sie ganz herzlich ein, am ersten Messetag um 13.00 Uhr bei unserem Thementalk „Die Zukunft der Innenstädte – Auf Konsum folgt Kreativität, Vielfalt und Bewusstsein“ dabei zu sein.
Herzlichen Dank noch einmal an unser Organisationsteam, das für einen geräuschlosen Ablauf des gesamten Tages gesorgt hat. Selbst den Zeitplan haben wir diesmal eingehalten. Vielleicht gewöhnen Sie sich alle Beteiligten besser noch nicht dran – wir warten mal die nächste Veranstaltung ab, bevor wir uns das dauerhaft auf die Fahne schreiben.
© Philip Zintarra